Ein Interview meines Gemeindereferenten mit mir über meine bisherigen Erfahrungen der ersten Monate, aus dem Gemeindeblatt der St. Bonifatius Leipzig-Süd:
“Liebe Mathilda,
im August haben wir dich im Gottesdienst in St. Bonifatius in dein Freiwilligenjahr nach Athen verabschiedet. Inzwischen sind reichlich vier Monate vergangen. Wie geht es dir und hast du dich in Athen gut „eingelebt“?
Καλιμέρα. Ich wohne jetzt seit ein paar Monaten mitten in Athen und mir geht es hier blendend! Es ist meine erste Erfahrung alleine für so eine lange Zeit in einem anderen Land, aber bisher tut es mir so gut. Auch wenn alles am Anfang sehr fremd erschien, habe ich mich hier richtig eingelebt und fühle mich wie zuhause. So ein bisschen kenn ich mich inzwischen auch schon in Athen aus und meine Mitfreiwilligen/Mitbewohnerinnen sind auch alle total nett und wir verstehen uns alle echt gut.
Erzähl doch mal ein bisschen von deiner Tätigkeit und deinem Alltag. Was machst du so und wie können wir uns deine Tätigkeit vorstellen?
Also ich arbeite hier beim JRS Greece, dem Jesuit-Refugee-Service, in Athen. Wir arbeiten in fünf verschiedenen Projekten mit Flüchtlingen, die auf ganz unterschiedliche Weise den Menschen helfen.
Wir haben einen „Free Shop Magazi“, in dem wir Kleidung ausgeben, aber auch einfach mit den Leuten in den Austausch kommen. Das zweite Projekt ist das „Magistories“, wo Sprachkurse stattfinden in Griechisch und Englisch. In dem Projekt betreuen wir als Freiwillige auch die Kinder der Mütter, die an den Sprachkursen teilnehmen.
Das dritte Projekt ist das „Welcome Center“. Hierbei handelt es sich um einen sicheren Ort für alle. Den ganzen Nachmittag bieten wir Kaffee und Kekse an, aber führen auch gute Gespräche und spielen Brettspiele. Da hab’ ich endlich auch Schach gelernt.
Ein weiteres Projekt ist das „Womens Day Center“. Dies ist ein sicherer Ort nur für Frauen. Die Frauen haben hier eine Gemeinschaft, aber auch Zugriff auf unsere Sozialarbeiterin, unsere Übersetzerin und Anwälte und haben Möglichkeiten, z.B. die Wäsche zu waschen und vieles mehr. Ich finde dies ein sehr, sehr wichtiges Projekt!!
Das „Pedro Arrupe Center“ ist das Projekt, in dem ich gerade am meisten arbeite. Dies ist eine Nachmittagsschule für Kinder mit Migrationshintergrund und sie umfasst alle Klassenstufen. Ich helfe hier, zusammen mit meinem Mitfreiwilligen Louis, den Erstklässlern bei den Hausaufgaben auf Griechisch 😉
Mein Alltag sieht jeden Tag sehr unterschiedlich aus. Es gibt jede Woche einen neuen Plan und wir arbeiten am Vormittag von 10:00 bis ca. 13:30 Uhr und am Nachmittag je nach Projekt von 15:00 bis 17:30 oder 19:00 Uhr. Am Wochenende haben wir frei und können so Athen entdecken oder auch mal einen Ausflug innerhalb Griechenlands machen. Ende Oktober waren wir beiden Meteora Klöstern! Ein wunderschöner Ort mit viel Natur. Es tut gut, einmal raus zu kommen, bei dem ganzen Trubel hier in der Großstadt.
Neben deiner Tätigkeit gehört ja zu einem Freiwilligendienst auch dazu, ein anderes Land, eine andere Kultur und auch andere Menschen kennenzulernen. Wie sieht es denn bei dir in dieser Richtung aus?
Also ich liiiiebe Griechenland jetzt schon! Das Land ist so vielfältig und meine meiste Zeit habe ich ja bisher in Athen verbracht, aber ich durfte auch schon andere Ecken kennenlernen. Die Stadt Athen hat auf jeden Fall mein Herz gewonnen. So viele verschiedene Kulturen und Nationalitäten treffen hier aufeinander. Deshalb habe ich bisher auch nicht nur Griechen Kennengelernt. Wir leben hier im Gebäude mit den Jesuiten zusammen, welche alle aus unterschiedlichen Ländern kommen. Auch am gemeinsamen Esstisch treffen so schon viele Kulturen aufeinander und der Austausch ist immer wieder bereichernd. Zu meinem Glück konnten wir aber auch ein paar griechische Kontakte knüpfen und bekommen auch so sehr gute Tipps, was wir hier nicht verpassen dürfen. Wie sich manche vielleicht auch schon vorstellen können, ist das Essen in den traditionellen Tavernas einfach großartig. Einmal pro Woche essen wir Gyros – das werde ich unglaublich vermissen wenn ich dann wieder zurück bin im Juli…
Zu guter Letzt: Magst du deiner Heimatgemeinde in Leipzig noch was sagen oder mit auf den Weg geben?
Sehr gerne. Liebe Gemeinde, ich bekomme hier in Athen natürlich auch viel von Deutschland mit, vor allem was die Politik betrifft. Ich helfe hier in Athen freiwillig den Menschen, die Angst um ihre Zukunft, ihre Kinder und Familien haben. Für mich ist es schwer zu sehen, wie leichtfertig so mancher Politiker über diese vielen Menschen in Not spricht. Mein Wunsch wäre es, wenn Sie versuchen würden, sich in diese Menschen hineinzuversetzen. Denn die Flüchtlinge haben auch Gesichter und Namen und sind kein Feindbild, mit dem man populistische Politik führen kann. Vor allem jetzt im Advent ist es ein guter Zeitpunkt, um Menschen in Not seine Zeit und Hilfe zu schenken. Meiner Erfahrung nach bekommt man so auch viel mehr zurück! Unterstützen Sie andere Men- schen, denen es nicht so gut geht wie uns. Auch der JRS Greece ist auf Hilfen angewiesen, so dass wir unsere Arbeit hier weiterführen können. Das wichtigste ist aber, begegnen Sie allen Menschen mit Respekt, Offenheit und auf Augenhöhe. Auch in Ihrem Umfeld.
Ich freue mich über jede Unterstützung im Gebet, ihren Gedanken und auch durch Spenden. Die Spenden gehen direkt a den JRS Greece und so ermöglichen Sie, dass die Projekte weiter gehen und ausgebaut werden können.”
Wenn ihr weiter in dem Gemeindeheft lesen wollen, dann könnt ihr einfach diesem Link folgen: https://bonifatius-leipzig.de/pfarrei/pfarrbriefe/
Ansonsten wünsche ich schon einmal allen ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in das kommende Jahr!
Ganz liebe Grüße aus Griechenland.
Eure Mathi
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